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Prof. Dr. Eugen Schmalenbach

Prof. Dr.
Eugen Schmalenbach
Begründer der modernen Betriebswirtschaftslehre

"All diese Ehrungen, sie haben mir nicht geschadet", bemerkte der in Halver geborene Professor humorvoll nach dem großen Festakt zu seinem 80. Geburtstag am 20. August 1953.

Die Rede ist von Eugen Schmalenbach, dessen wissenschaftliche Hauptwerke ins Englische, Französische, Spanische, Russische und Japanische übersetzt wurden.

Die Kultusministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Christine Teusch, überreichte "dem Meister, Lehrer, Forscher und Gründer der Betriebswirtschaftslehre" das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Bande, und zu den zahlreichen anderen Auszeichnungen kam an diesem Tag noch der sechste Doktortitel hinzu, diesmal verliehen von der Universität Kobe in Japan.

Bahnbrecher und bedeutendster betriebswirtschaftlicher Forscher und Hochschullehrer

In einem wissenschaftlichen Beitrag zum 80. Geburtstag wird Schmalenbach als "Bahnbrecher und bedeutendster betriebswirtschaftlicher Forscher und Hochschullehrer" bezeichnet.

Die größte Breitenwirkung erzielte sein Buch über die "Dynamische Bilanz". Dreizehn Auflagen erlebte das Werk bis 1962 in Deutschland. Eine japanische Übersetzung erschien erstmals 1950, danach wurden in Tokio bis 1959 noch zwei weitere Übersetzungen veröffentlicht. Eine Übersetzung ins Spanische erschien 1953 in Madrid, eine englische Übersetzung 1959 in London und eine französische Ausgabe dieses grundlegenden Werkes 1961 in Paris.

Mit großem Interesse verfolgte die Sowjetunion Schmalenbachs Arbeiten zum "Kontenrahmen" und übersetzte diese Schrift noch vor Erscheinen der ersten deutschen Auflage 1928 ins Russische. Auch zu diesem Buch gab es 1953 eine japanische Übersetzung. Das Buch "Der freien Wirtschaft zum Gedächtnis" erschien 1960 ebenfalls in japanischer Sprache.

Prägungen

Am 20. August 1873 wurde Eugen Schmalenbach im Halveraner Ortsteil "Schmalenbach" geboren.

Sein Vater, Friedrich Schmalenbach, war Kleineisenfabrikant. Seine Mutter, Emma Halverscheid aus Carthausen, stammte ebenfalls aus einer Fabrikantenfamilie der Kleineisenindustrie.

In zahlreichen Aufsätzen ist Eugen Schmalenbachs "Wesen und Wirken im Lichte von Herkunft und Heimat" beschrieben worden. Gemeint ist damit zum einen die Praxisnähe seiner wissenschaftlichen Arbeiten, seine "anwendungsorientierte Betriebswirtschaftslehre". Sie hat ihre Wurzeln in den kleinen und mittleren Unternehmen des märkischen Sauerlandes.

Zum andern wird die prägende Kraft der heimatlichen Landschaft hervorgehoben. Hierhin zog es ihn immer wieder zurück. In seiner "grünen Oase" schöpfte er neue Energien für seine Arbeit, fand Ruhe und Entspannung. Im Landhaus in "Schmalenbach" bei Halver sind einige seiner wichtigsten Werke entstanden.

Halver und Köln, die ländliche Gemeinde und die Universitätsstadt, das waren die beiden äußeren Pole in seinem Leben.

Der Weg zum Professor

Eugen Schmalenbach besuchte die Elementarschule in Halver-Hohenplanken, später die Rektoratsschule in Breckerfeld und nach dem Umzug seiner Eltern das Dörpfeld-Gymnasium in Elberfeld.

Nur zwei Schuljahre sind dem begabten Schüler am Gymnasium vergönnt. Wegen finanzieller Schwierigkeiten seines Vaters ist an einen weiteren Schulbesuch nicht zu denken. Der junge Mann beginnt nach kurzer Volontärzeit in einem Unternehmen des Maschinenbaus eine kaufmännische Lehre in einer Eisenwarenfabrik. Von 1894 bis 1898 ist er im väterlichen Unternehmen tätig und als Leiter des Hauptbetriebes für die Fabrikbuchhaltung und Kalkulation zuständig.

Die Eröffnung der ersten deutschen Handelshochschule in Leipzig im Jahre 1898 ebnet ihm den Weg in die Welt der Wirtschaftswissenschaft. Schmalenbach wird einer der ersten Hörer an der neuen Hochschule und verfasst noch als Student ein betriebswirtschaftliches Meisterwerk über Kalkulation und Buchführung.

Nach der Heirat mit Marianne Sachs, einer jungen Frau jüdischen Glaubens, kommt es zum endgültigen Bruch mit seinem Vater.

Schmalenbach studiert nach dem Examen an der Universität Leipzig Nationalökonomie bei Professor Bücher, bewirbt sich schließlich an der neu gegründeten Handelshochschule in Köln und wird dort 1903 Privatdozent.

Der junge Hochschullehrer macht in der Domstadt rasch auf sich aufmerksam durch das, was er lehrt, und vor allem, wie er lehrt. Bei der Arbeit mit seinen Studenten steht die "Denkschulung" im Vordergrund. In enger Verzahnung von betrieblicher Praxis und Wissenschaft sollen die Studierenden befähigt werden, selbstständig in Aufwand und Ertrag, in Kosten und Leistung zu denken.

Im Jahre 1906, Schmalenbach ist gerade dreiunddreißig Jahre alt, wird der Sohn eines Kleineisenfabrikanten aus Halver zum Professor ernannt. Er hat weder das Abitur gemacht noch ein Doktorexamen abgelegt. Aber schon damals erkennt die Fachwelt in Eugen Schmalenbach den bedeutenden Forscher und Lehrer.

Auf dem Höhepunkt seines Wirkens

In der Zeit der Weimarer Republik steht Schmalenbach auf dem Gipfel seines Ruhmes. Seine Hauptwerke gelangen zur endgültigen Reife. Die von ihm geprägte "Kölner Schule" wird zu einem Qualitätsbegriff der Betriebswirtschaftslehre im In- und Ausland. Zahlreiche Angebote erreichen den Professor aus Köln, beispielsweise aus Schweden, Estland, der Türkei und der Schweiz.

Gleichzeitig ist Schmalenbach als Berater großer Unternehmen (z. B. Leonhard Tietz, später Kaufhof AG), der Deutschen Reichsbahn und der Reichsregierung gefragt.

Bei der Währungsreform im Jahre 1924 kann sich die Regierung auf Schmalenbachs Vorarbeiten im Reichwirtschaftsrat und seinen Entwurf eines Goldmark-Bilanz-Gesetzes stützen. Die an ihn herangetragene Kandidatur für das Amt des Reichsbankpräsidenten lehnt der Professor allerdings ab.

Einer breiten Öffentlichkeit wird Schmalenbach bekannt durch seine "Kohle-Gutachten" für die Reichsregierung 1928 und durch seine "Wiener Rede", in der er vor dem Ende der freien Marktwirtschaft warnt. Der Professor aus Köln ist schließlich der bekannteste Wirtschaftswissenschaftler in Deutschland. Der Reichskanzler und die Herren vom Reichsverband der Deutschen Industrie suchen das Gespräch mit dem Wirtschaftsexperten.

Unermüdlich forscht, schreibt, plant und lehrt der Professor, ist außerdem als Erfinder tätig und versucht sich auch als Unternehmer. Jede freie Minute benutzt er, um in seinem Landhaus in Halver bei der Gartenarbeit neue Energien zu sammeln.

Im Visier der Nazis

Im Frühjahr 1933 endet abrupt die mit Leidenschaft ausgeübte Tätigkeit an der Universität Köln. In Anbetracht der politischen Verhältnisse tritt Schmalenbach in den Ruhestand. In einem auf Gleichschaltung, Überwachung und totale Lenkung ausgerichteten Staat sieht der Professor keine Wirkungsmöglichkeit mehr. Zudem lastet über allem die Bedrohung seiner Familie wegen seiner jüdischen Frau. Die Deportation des Ehepaares in das KZ Theresienstadt droht.

Nach zunächst harmlosen Schikanen durch die nationalsozialistischen Behörden müssen Eugen und Marianne Schmalenbach ab 1943/44 mit dem Schlimmsten rechnen. Unter falschem Namen tauchen sie bei einem ehemaligen Assistenten des Professors in Bad Godesberg unter. Von eingeweihten Freunden versorgt, gelingt es dem Ehepaar, sich bis Kriegsende unentdeckt zu verstecken.

Neuanfang nach dem Krieg

In dem zerstörten Deutschland nach 1945 sind Schmalenbachs Wissen und Erfahrung mehr denn je gefragt. Zunächst lehrt er wieder in Köln, ist schriftstellerisch tätig, äußert sich in Vorträgen und Rundfunkansprachen zu Währungsfragen und zum Wiederaufbau des Landes. Zahlreiche Ehrungen werden ihm zuteil. Als man Schmalenbach das Amt des Wirtschaftsministers des Landes Nordrhein-Westfalen anbietet, lehnt er wieder ab: "Ich als Betriebswirtschaftler fühle mich in keiner Weise fähig und lustig, Wirtschaftspolitik zu treiben." Schmalenbachs Erfahrungen mit der Politik im Reichwirtschaftsrat während der Weimarer Republik hatten deutliche Spuren hinterlassen.

Eugen Schmalenbach stirbt am 20. Februar 1955 im Alter von fast 82 Jahren.

Schmalenbachs Werk lebt weiter

Wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse Eugen Schmalenbachs gehören heute zum Allgemeingut im Wirtschaftsleben, ebenso die von ihm aufgestellten Grundsätze zur Unternehmensbewertung.

Es gibt kaum deutlichere und nachvollziehbarere Beweise für das Weiterwirken der Ideen Eugen Schmalenbachs als das Fortbestehen seiner 1906 gegründeten Zeitschrift. Die Publikation heißt heute "Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung" (ZfbF). Seit Januar 2000 erscheint diese älteste und renommierteste betriebswirtschaftliche Forschungszeitschrift vierteljährlich auch in englischer Sprache als "Schmalenbach Business Review".

Die 1932 gegründete Schmalenbach-Vereinigung nennt sich heute "Schmalenbach- Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V." und hat ihren Sitz in Köln. Sie zählt über 1.700 persönliche Mitglieder aus Wirtschaftswissenschaft und -praxis. Ferner gehören rund 250 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen der Vereinigung als Fördermitglieder an.

Die Stadtmarketing-Initiative Halver ehrt bereits seit vielen Jahren gemeinsam mit der Schmalenbach-Gesellschaft den Begründer der Betriebswirtschaftslehre. Zum Schmalenbach-Unternehmerforum kommen regelmäßig aus dem gesamten Bundesgebiet rund 100 Teilnehmer aus verschiedenen Unternehmen nach Halver.

Eugen Schmalenbachs Werk lebt weiter.

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